Wann immer ich davon erzähle, wie interessant ein 600-Seiten-Buch über Kafka sein kann, ernte ich ein Grinsen oder ungläubiges Staunen. Dabei ist es mein voller Ernst. Man spürt, dass der Autor unglaublich viel Zeit in die Recherche aller relevanten Umstände investiert hat und sich dabei auch noch gut ausdrücken kann, ohne den roten Faden zu verlieren.
Dabei geht es nicht allein um das direkte Umfeld Kafkas, sondern auch um eine mehrschichtige Einordnung: Was passierte damals in Prag, in Böhmen, in Europa? Was passierte politisch und technisch? Wie hat sich Prag zu dem entwickelt, was es damals war? Welchen Stellenwert hatte Religion oder Bildung? Wie erging es Juden zu dieser Zeit?
Allein schon für die Entflechtung der Prager Geschichte lohnt es sich, den ersten Teil des Buchs zu lesen.
All diese zusätzlichen Infos helfen dabei, zu verstehen, welchen Zwängen und Ansichten sich Kafka und seine Umgebung unterordnen mussten.
Die romanhafte Erzählweise des Autors ist nicht mit der trocken wie in einem üblichen Sachbuch vergleichbar. Etwas lockerer geht es daher, aber dennoch gibt es ein paar Hürden zu benennen, die auch erklären, warum ich für das Lesen dieses Buchs Monate gebraucht habe:
Mir fehlen nun noch die beiden vorhergehenden Bände, aber ich bin zuversichtlich, dass sie ähnlich unterhaltsam sind wie dieser.