S. Z. Atwell: Aestus (en)
Das Szenario: Die Klimakatastrophe hat sich in ferner Zukunft sehr deutlich bemerkbar gemacht. Leben an der Erdoberfläche ist fast unmöglich (aestus = lat. "Hitze"). Einige leben seit Generationen unter der Erde in riesigen, verzweigten Höhlen. Wasser ist ein extrem kostbares Gut. Solartechnik spielt eine große Rolle. Es gibt sowohl Bedrohungen von innen durch die Organisation "Karapartei" als auch durch die finsteren, grünäugigen "Onlar", die von Zeit zu Zeit die unterirdische Stadt überfallen.
Jossey ist der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Die Solaringenieurin will wissen, was mit ihrem Bruder Tark passiert ist, nachdem sie vor Jahren von den Onlar (den "Anderen") angegriffen wurden. Josseys Onkel ist zufällig Chef des Geheimdienstes und hat auch sonst erheblichen Einfluss auf die Untergrundstadt, die vermutlich von unterirdischen Höhlen in der Türkei inspiriert sind.
Als Mitglied bei "Patrol", der Polizei/Kampftruppe der Stadt darf sie an einem geheimen Solarprojekt arbeiten, dessen Sinn sich nicht sofort erschließt. Dabei ist sie Teil einer Truppe, in der Commander Gavin Sokol (Tarks früherer bester Freund) und der mysteriöse Casper Savas besonders auffallen.
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Die kleine, enge Untergrundwelt wird im Laufe der Handlung mehrfach in ihren Grundfesten erschüttert. Der Horizont des Lesers weitet sich immer wieder und am Ende steht man an einem eher unerwarteten Punkt.
Mehr möchte ich an dieser Stelle eher nicht verraten. Man muss es selbst gelesen haben, um es tatsächlich zu verstehen.
Aus literarischer Sicht fehlt mir oft etwas. Die Personenbeschreibungen sind oberflächlich und deren Verhalten wenig subtil und klischeehaft; viel "tell" statt "show". Auch die Geschwindigkeit der Erzählung ist seltsam. Es wirkt so als wenn der Text hätte kürzer sein können oder direkt ein Drehbuch sein dürfen. Gefühlt hängt es irgendwo zwischen den Welten. Manchmal nervt auch, dass sich gefühlt alles um Jossey dreht ("Everybody Loves Jossey").
Das alles sorgte dafür, dass ich über Wochen und Monate hinweg überschaubare Abschnitte las, anstatt wie andere die Bücher zu verschlingen. Dafür hat mich der Schreibstil zu wenig angesprochen (aber die Handlung weiterhin interessiert).
Dennoch: Das Setting, die Konflikte und der Plot sind sehr gut durchdacht. Die Bücher ließen sich sehr gut als Serie oder Dreiteiler(?) umsetzen.
Es gibt zwei Bücher in englischer Sprache: Aestus: The City (704 Seiten) und Aestus: The Colony (558 Seiten).