Christoph Ransmayr: Der Fallmeister. Eine kurze Geschichte vom Töten.
In einer nicht einmal sehr weit entfernten Zukunft ist Europa und die Welt ein Scherbenhaufen zersplitterter Staaten, die sich verfeindet gegenüberstehen und reich an nutzlosem Patriotismus inklusive sinnbefreiter Hymnen und Fahnen sind.
Die Menschheit blickt wie schon jetzt auf weitere erfolgreiche Jahre der Habitatszerstörung zurück, die nun selbst in Ex-Europa zu drastischen Einschränkungen bei der Wassernutzung führt. In dieser Welt der Süßwasserknappheit und steigendem Meeresspiegel existiert eine kleine Elite der Hydrotechniker, jener Arbeiter, die das Wasser zum Fließen und Weiterfließen bringen.
Konkret geht es aber um eine kleine Familie am Weißen Fluss, bestehend aus dem "Fallmeister", einer Art Schleusenwärter, dessen Frau und zwei Kindern. Erzählt wird aus der Perspektive des Jungen, der seinen Vater als fatal rückwärtsgewandt wahrnimmt, während er seine glasknochenkranke Schwester als seine "Pharaonin" vergöttert. Seine ("fremdländische") Mutter wird zum Leidwesen aller in ihre ursprüngliche Heimat deportiert.
Der Erzähler wird im weiteren Verlauf ein Hydrotechniker und verdingt sich weltweit. Seine Familie gerät dabei immer weiter aus dem Blick. Sein Vater ist verschollen und der Erzähler vermutet, dass er sich mit einem Mehrfachmord verabschiedet hat. Die Schwester zieht zu einem Deichgrafen an die Nordseeküste.
Irgendwann beschließt er, die losen Fäden wieder einzusammeln, will seine Schwester und die Mutter noch einmal aufsuchen ...
Das Setting fand ich sehr spannend und gerade gegen Ende tat sich in dem Bereich deutlich mehr auf. Auch im Nachhinein erscheint es mir durchaus nicht abwegig. Darin eingebettet ist die Geschichte: nicht uninteressant, aber etwas unmotiviert und seltsam verstrickt.
Ungewohnt: Das Lektorat wird dem Text nicht gerecht (Rechtschreibfehler, Satzbau).