Joachim Lottmann: Endlich Kokain
Stephan Braum hat sein Leben fast schon hinter sich als er beschließt, seinen Lebenswandel drastisch zu ändern. Sein Körpergewicht ist ihm sehr zur Last geworden, sodass er mit einer äußerst effektiven Abnehmkur Pfunde loswerden will.
An dieser Stelle beschließt er, einem einigermaßen geregelten Kokainkonsum nachzugehen.
Neben der ursprünglichen Erwartung, das Gewicht in den Griff zu bekommen, kann Braum schon nach kurzer Zeit mehr vom Leben erwarten als jemals zuvor. Er lernt (vor allem jüngere) Leute kennen, klinkt sich in die lokale (und letztlich auch internationale) Kunstszene ein, trifft Frauen, bei denen er sich vorher nie Chancen erhofft hätte und lässt es richtig krachen.
In der üblichen moralgesteuerten Lektüre hätte ab der Mitte des Buchs nun Schluss sein müssen. Das Spielen mit dem Feuer hätte Konsequenzen haben müssen, aber es geht einfach munter weiter. Braum schließt fast vollständig mit seinem bisherigen Leben ab und findet neue Perspektiven, die der Autor ganz ohne Bewertung an den Leser weiterreicht, auch wenn z.B. das vorgestellte, stereotype Geschlechterrollenmodell nicht gerade als fortschrittlich bezeichnet werden kann. Die Erlebnisse sind oft grotesk und überzeichnet, aber auch unterhaltsam.
Obwohl schnell klar wird, dass nichts in dem Buch tatsächlich genau so stattgefunden haben muss, kann man sich sehr gut vorstellen, dass es dennoch sehr gut möglich wäre.