Veintiuno

Liliane Loke: Gold in den Straßen

Handlung

Der Meyer, der Typ aus einfachen Verhältnissen, will es wissen. Nach Jahren in einer Bank möchte er sehen, wohin es für ihn noch gehen kann und wechselt ins Immobiliengeschäft, arbeitet sich hoch, wechselt die Firma und kann nun Luxusobjekte an den Mann bringen.

In einem gnadenlosen Machtkampf mit seinen Kollegen arbeitet er auf eine leitende Position zu. Er ist sich dabei nicht zu schade, seine Vergangenheit und seine Kollegen (und insbesondere seinen Konkurrenten Gläsker) wie Müll hinter sich zu lassen. Das Haus seines verstorbenen Vaters (inklusive Schuhmacherei) lässt er abreißen und die neu entstehende Immobilie geradezu verramschen.

Es hilft ihm nichts. Am Ende steht er vor einem Scherbenhaufen: Seine Freundin will nicht mehr, die Leitung des Immobilienbüros ist eine Herausforderung, der er nicht gewachsen ist. Ein langjähriger Freund wendet sich ab.

Doch in diesem Scherbenhaufen liegt auch die Chance für einen Neuanfang mit hilfreichen Erkenntnissen. Meyer braucht keine oberflächliche Freundin; keine Führungposition, sondern eine solide „Verkäuferstelle“.

Einschätzung

Bei all der vorgezeigten Härte verwundert der Schluss dann doch. Es gibt keinen klassischen Niedergang mit drastischen Ereignissen (Absturz in die Armut, Selbstmord etc.), sondern letztlich eine relativ schmerzlose Kurskorrektur mit einer Reihe von Selbsterkenntnissen.

Die Sprache im Roman ist gewöhnungsbedürftig. Es gibt kaum Distanz zwischen Meyer und dem Erzähler. Harte Stakkatosätze, männliche Raubtierlogik, ausufernde Beschreibung von Statusobjekten und Luxuskleidung. Es dauert etwas, bis man sich an den Erzählstil gewöhnt hat. Wenn man jedoch nicht bereit ist, die Markennamen nachzuschlagen, bleiben viele Beschreibungen nichtssagend.

Warum die Autorin diesen Weg gewählt hat, ist nicht ganz klar. Entweder ist die Zielgruppe des Romans in der Oberschicht anzusiedeln oder sie vielleicht möchte sie die schon erwähnte Nähe zur Hauptfigur nicht durch schnöde Erklärungen unterwandern.

Wenn man sich auf den Stil einlässt, kann man eine etwas ungewohnte, aber interessante Perspektive erleben. Gerade wegen der geringen Distanz zu Meyer blickt man recht direkt in dessen – nicht gerade sympathische – Persönlichkeit hinein.