Veintiuno

Schweigen in Braunschweig

An einem immer noch kühlen, aber schönen Frühlingsfreitag zog es uns mit dem Niedersachsenticket nach Braunschweig. Wer dort an einem recht sonnigen Tag vorbeischaut und sich nicht vom Hauptbahnhof und der Umgebung abschrecken lässt, hat das Herzog-Anton-Ullrich-Museum in der Innenstadt fast für sich, so scheint es. Jeder bewegte Schuhabsatz ist über Räume hinweg zu hören.

Neben jeder Menge Gemälde des 17. Jahrhunderts aus Deutschland, den Niederlanden und Italien gibt es eine ganze Etage mit Kunsthandwerk zu bestaunen. Die Gesamtausstellung muss sich dabei keineswegs vor denen deutlich größerer Städte verstecken (wenn es überhaupt eine nennenswerte Korrelation gibt).

Wer eine Eintrittskarte erwirbt, darf sich allerdings nicht nur in der Hauptausstellung umsehen, sondern kann sich außerdem die Ausstellung in der Burg Dankwarderode ein paar hundert Meter weiter ansehen. Dort trafen wir jemanden, der wohl eigentlich nur sicherstellen bräuchte, dass niemand Unfug treibt, zusätzlich aber auch gern ein paar Worte zu den Ausstellungen und anderen Dingen verliert.

Irgendwann führte das auf welchem Wege auch immer zu einer Empfehlung für die bald beginnende Freitagsandacht, die man im angrenzenden Dom wahrnehmen kann, egal ob Katholik oder sonst wie orientiert. Die Dompredigerin Cornelia Götz berichtete von der "verschwiegenen Bibliothek", die mir bis dahin überhaupt kein Begriff war.

Sie nahm besonders auf Edeltraut Eckert Bezug, der trotz bester Absichten kein gutes Leben zugestanden wurde (und sicherlich bei Gottes-Kritikern fast wie eine Bestätigung dafür gelten könnte, an der Existenz eines Gottes zu zweifeln oder zumindest dessen gute Absichten infrage zu stellen).

Die entsprechend düstere Lyrik und deren Umstände stellen einen unversehens vor grundlegende Fragen des Lebens. Wie ist es vorstellbar, dass manche Leben schon nach wenigen Jahren oder Jahrzehnten ein Ende finden, während man selbst das unglaubliche Glück hat, noch "dabei zu sein". Und auch wenn man unter Umständen mehr Zeit hat: Letztlich ist diese auch begrenzter, als man sich oft eingesteht. Wie also nutzt man die gegebene Zeit am besten?